Wale und Delfine in Gefangenschaft

Delfinarien, auch bekannt als Meerestierparks, sind Einrichtungen, in denen Wale und Delfine eingesperrt gehalten und zu Unterhaltungszwecken trainiert werden. Weltweit fristen noch immer über 3’000 Wale und Delfine ein Dasein in Gefangenschaft. Die Haltung dieser hochentwickelten Tiere in Gefangenschaft ist aus ethischer und wissenschaftlicher Sicht abzulehnen, denn sie erlaubt diesen Meeressäugern kein artgerechtes Leben.

Woher stammen die Tiere?

Wale und Delfine in Gefangenschaft stammen aus Wildfängen und aus Nachzuchten. In vielen Delfinarien gibt es Zuchtprogramme, die darauf abzielen, Delfine für Shows und Interaktionen mit Menschen zu erzeugen. Abgesehen von Inzuchtproblemen aufgrund der mangelnden genetischen Vielfalt, ist die Jungtiersterblichkeit in Gefangenschaft hoch.

Die Wildfänge von Walen und Delfine sind brutal, denn dabei werden junge Tiere ihren Familien entrissen, über grosse Distanzen transportiert und falls sie dies alles überleben, werden sie in ein unnatürliches Leben in Becken oder abgezäunten Meeresbereichen gezwungen, das unserer Unterhaltung dient. Die Folgen von Wildfängen sind jedoch nicht nur für die gefangenen Individuen massiv, sondern auch für die Wildtierpopulation: Die gefangenen Tiere sind für den Fortbestand der Art verloren und somit wird die betroffene Waltiergemeinschaft geschwächt. Zudem werden bei Wildfängen teilweise auch andere Tiere aus dem Familienverband verletzt oder sogar gezielt getötet wie bei den Delfin-Treibjagden in Japan.

Unnatürliches soziales Umfeld

Viele Waltierarten, insbesondere Delfine, leben in engen Sozialverbänden. Diese Familienverbände bestehen häufig ein Leben lang und erlernte Verhaltensweisen sowie ihre Sprache wird von Generation zu Generation weitergegeben. In Gefangenschaft jedoch werden Delfine in Gruppen gehalten, die sich so natürlicherweise nicht gebildet hätten. In der Folge können Aggressionsprobleme auftreten und einzelne Tiere müssen über längere Zeit völlig isoliert ihr Dasein fristen.

Reizarme und eingeschränkte Umgebung

Wale und Delfine gehören zu den wandernden Tierarten und legen täglich weite Strecken im Meer zurück. Sie leben in einem Lebensraum, der durch die physikalischen Gegebenheiten wie Unterwasserrelief, Strömungen und Wellen sowie die Artenvielfalt äusserst vielseitig ist und ihnen viele Möglichkeiten zur Erkundung bietet.

In künstlichen Becken oder abgezäunten Meeresbereichen sind ihre natürlichen Verhaltensweisen wie bspw. Bewegungsfreiheit komplett eingeschränkt und ihre Umgebung ist eintönig. Zudem können sie nicht mehr jagen und müssen sich an die Ernährung mit totem Fisch gewöhnen. Langeweile und gesundheitliche Probleme sind die Folge. Auch die Trainingseinheiten, um Kunststücke zu lernen, sind kein Ersatz für das an Sinneseindrücken und Aktivitäten reiche Leben in Freiheit.

Körperliche und mentale Leiden

Die Gefangenschaft führt oft zu Stress und mentalen Problemen bei Walen und Delfinen. Stereotypien, d.h. das Wiederholen von gleichbleibenden funktions- und ziellosen Verhaltensmustern, wie das endlose Schwimmen im Kreis oder das Kauen des Betons am Beckenrand, und angriffiges, gewaltvolles Verhalten gegenüber den Artgenossen oder gar Trainer:innen sind Ausdruck von Stress, Langeweile und Frustration. Auch treten bei Walen und Delfinen eine Vielzahl von Erkrankungen auf, die auf die nicht artgerechten Lebensumstände zurückzuführen sind. Sie werden deshalb regelmässig mit diversen Medikamenten wie z.B. Beruhigungsmittel und Antibiotika behandelt. Die Sterblichkeit von Walen und Delfinen in Gefangenschaft ist hoch und die Lebenserwartung der Tiere ist in den meisten Fällen geringer als in Freiheit.

Ein lukratives Geschäft auf dem Buckel der Tiere

Die Überzeugung, dass die Haltung von Wildtieren in Gefangenschaft nur Sinn macht, wenn diese der Arterhaltung dient und auch die Auswilderung beinhaltet, wird immer breiter unterstützt. Bei Walen und Delfinen in Gefangenschaft trifft dies in keiner Art und Weise zu. Die Gefangenhaltung dieser Tiere dient einzig und allein der Delfinarienindustrie, denn es ist ein Milliardengeschäft. Wale und Delfine in Gefangenschaft werden für verschiedene Angebote eingesetzt: Unterhaltungsshows, Schwimmen-mit-Programme und Delfin-unterstützte Therapien.

Öffentliches Bewusstsein und Gesetzgebung

Weltweit sind Delfinarien in 7 Ländern gesetzlich verboten. Es gibt zudem einige Länder wie z.B. Grossbritannien, in denen es auch ohne Verbot keine Delfinarien gibt. In der EU finden sich in knapp 50% der Mitgliedstaaten keine Delfinarien. Die meisten Einrichtungen in Europa mit Walen und Delfinen in Gefangenschaft gibt es in Spanien. In der Schweiz hat 1997 das zweitletzte und 2013 das letzte Delfinarium geschlossen und es gilt seit 1.1.2013 ein Importverbot für Wale und Delfine in die Schweiz.

Nebst rechtlichen Vorgaben wie dem Verbot von Delfinarien ist es wichtig, dass viele Menschen sich der Probleme bewusst sind, die mit der Haltung von Delfinen in Gefangenschaft verbunden sind. Die Aufklärungsarbeit von Schutzorganisationen wie KYMA aber auch Dokumentarfilme wie Blackfish prägen das öffentliche Bewusstsein und tragen dazu bei, dass immer mehr Menschen die Idee der Delfinhaltung in Gefangenschaft infrage stellen. Sie folgen dem Motto «don’t buy a ticket», um der Delfinarienindustrie Einhalt zu gebieten.

Schliessung von Delfinarien und Auswilderung

Wir setzen uns im Rahmen der europäischen Koalition Dolphinaria-free Europe für die Schliessung von Delfinarien ein. Gleichzeitig müssen auch Lösungen für die Tiere in diesen Einrichtungen gefunden werden.

In Gefangenschaft lebende Wale und Delfine wieder an ein Leben in Freiheit zu gewöhnen ist möglich und wurde bereits in verschiedenen Fällen gezeigt. Nicht jeder Wal oder Delfin kann jedoch ausgewildert werden, denn jedes Tier ist einzigartig und hat seine ganz persönliche Geschichte und individuellen «Narben» der Gefangenschaft. Die Lebensqualität der Tiere, die nicht durch einen professionell begleiteten Auswilderungsprozess in Freiheit entlassen werden können, kann jedoch wesentlich verbessert werden, wenn ihnen zugestanden wird, in einem Meeresrefugium, so genannten Whale oder Dolphin Sanctuaries zu leben. So ein Sanctuary ist nicht vergleichbar mit einem Delfinarium, denn die Tiere können in diesen natürlichen und geschützten Habitaten ein grösstenteils selbstbestimmtes Leben führen und all die Klänge, Lebewesen und Rhythmen des Meeres erleben.

Gut zu wissen

Das vermeintliche Lächeln der Delfine

Delfine und Wale faszinieren uns Menschen bereits seit Jahrhunderten. Insbesondere beim Grossen Tümmler haben viele den Eindruck, dass diese besonders freundlich und zufrieden aussehen, da sie zu lächeln scheinen. Doch dieses Lächeln ist irreführend, denn es handelt sich nicht um einen Gesichtsausdruck als Antwort auf einen emotionalen Zustand wie bei uns: Das vermeintliche Lächeln ist fix und bleibt auch über den Tod hinaus bestehen.

Anerkennung von Walen und Delfinen als nicht-menschliche Personen

Bereits 2010 forderten führende Wissenschaftler:innen in der so genannten Helsinki Deklaration, dass Walen und Delfinen Persönlichkeitsrechte zugestanden werden sollten. Dies würde auch ermöglichen, sie besser zu schützen, da Schutzbemühungen nicht mehr nur auf die reine Erhaltung der Art, sondern auch auf den Schutz jedes einzelnen Individuums abzielen müssten.

Indien hat Delfine 2013 offiziell als nicht-menschliche Personen anerkannt und 2024 habe die neuseeländischen Maoris zusammen mit den indigenen Völkern von Tahiti und der Cook-Inseln eine gemeinsame Deklaration verabschiedet, welche Wale zu juristischen Personen erklärt.

Gut zu wissen

Das vermeintliche Lächeln der Delfine

Delfine und Wale faszinieren uns Menschen bereits seit Jahrhunderten. Insbesondere beim Grossen Tümmler haben viele den Eindruck, dass diese besonders freundlich und zufrieden aussehen, da sie zu lächeln scheinen. Doch dieses Lächeln ist irreführend, denn es handelt sich nicht um einen Gesichtsausdruck als Antwort auf einen emotionalen Zustand wie bei uns: Das vermeintliche Lächeln ist fix und bleibt auch über den Tod hinaus bestehen.

Anerkennung von Walen und Delfinen als nicht-menschliche Personen

Bereits 2010 forderten führende Wissenschaftler:innen in der so genannten Helsinki Deklaration, dass Walen und Delfinen Persönlichkeitsrechte zugestanden werden sollten. Dies würde auch ermöglichen, sie besser zu schützen, da Schutzbemühungen nicht mehr nur auf die reine Erhaltung der Art, sondern auch auf den Schutz jedes einzelnen Individuums abzielen müssten.

Indien hat Delfine 2013 offiziell als nicht-menschliche Personen anerkannt und 2024 habe die neuseeländischen Maoris zusammen mit den indigenen Völkern von Tahiti und der Cook-Inseln eine gemeinsame Deklaration verabschiedet, welche Wale zu juristischen Personen erklärt.

WordPress Cookie-Hinweis von Real Cookie Banner