Die industrielle Fischerei bedroht das Leben in den Ozeanen

Nur noch 7% der weltweiten Fischbestände sind nicht überfischt oder nicht bis zur Grenze der Überfischung befischt. Die übrigen Fischbestände, also über 90%, werden bis an die Grenze genutzt, sind überfischt oder erschöpft. Zuchten (Aquakulturen) boomen, doch sie tragen zur Überfischung bei und zerstören marine Habitate. Das Leerfischen der Meere hat gravierende ökologische Konsequenzen.

Drastischer Rückgang der Fisch­populationen

Der globale Fischkonsum hat seit 1961 durchschnittlich um 3.2% pro Jahr zugenommen. Diese Zunahme ist doppelt so hoch wie die jährliche Zunahme der weltweiten Bevölkerung. Gemäss Schätzungen entnehmen die Fischfangflotten den Meeren etwa 80 Millionen Tonnen offiziell gemeldeten Fisch und andere Meerestiere. Der Fang weiterer 20 Millionen Tonnen Meerestiere ist illegal, beziehungsweise nicht gemeldet und zusätzliche rund 10 Millionen Tonnen Meerestiere werden über Bord geworfen, da sie entweder zu klein oder verletzt sind oder dafür keine Fangquoten vergeben wurden. Diese Schätzung beinhaltet den Beifang von Seevögeln, Meeressäugetieren und Reptilien nicht. Von den gelandeten Fischen enden zwischen der Verarbeitung und dem Konsum über ein Fünftel im Abfall, da sie für den Verkauf und Konsum nicht mehr geeignet sind.

Im Laufe der letzten 6 Jahrzehnte wurden die Populationen der grossen pelagischen Raubfische wie Thunfisch, Schwertfisch, Haie und Dorsche rapide dezimiert, teilweise um 90% und mehr. Diese Ausfischung von grossen Raubfischen und der Prozess des fortlaufenden Ausweichens der Fischerei auf immer kleinere (und auch tiefer lebende) Fischarten, die wiederum Nahrung der grossen Fische sind, wurde in den 1990-er Jahren unter der Bezeichnung «Fishing down the food web» beschrieben. Das Leerfischen der Meere reduziert nicht nur die Biodiversität, sondern gefährdet auch die Vitalität des gesamten Ökosystems.

Beifang und Zerstörung von marinen Habitaten

Industrielle Fischereimethoden sind in der Regel unselektive Massenfanggeräte. Das heisst, sie führen auch zum sinnlosen Tod von vielen aus Sicht der Fischerei unerwünschten anderen Meerestierarten neben der verfolgten Zielspezies. Gewisse Beifänge werden verwertet, unzählige jedoch tot oder verletzt wieder über Bord geworfen. Schätzungen zufolge sind dies über 30 Millionen Tonnen Meerestiere pro Jahr. Expert/innen gehen davon aus, dass jährlich 1 Million Seevögel (insbesondere Albatrosse), 8.5 Millionen Meeresschildkröten, 650’000 Meeressäuger (z.Bsp. Delfine oder Robben), über 200’000 Seeschlangen und 10 Millionen Haie als Beifang (ver)enden.

Die Ausbeutung der verschiedenen Meerestierarten hat massiven Einfluss auf die Ökologie der Meere. Nahrungsnetze, biologische Gleichgewichte und Strukturen werden verändert und zerstört. Bodenschleppnetze beispielsweise sind nicht nur tödliche Fallen für eine Vielzahl von Meerestieren, die nicht beabsichtigt gefangen werden, sondern sie zerstören auch den Meeresboden und die dort lebenden Organismen, die als Detritusfresser eine wichtige ökologische Stellung haben, da sie totes organisches Material abbauen, das als Meeresschnee von der Oberfläche her in die Tiefe sinkt. Die Degradierung von Meeresgebieten durch die Fischerei kann soweit führen, dass die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems gegenüber weiteren Einflüssen wie beispielsweise Verschmutzung so vermindert ist, dass sich sogenannte «dead zones» bilden, in denen kaum mehr Sauerstoff und Leben vorkommt. Diese Zonen nehmen weltweit zu.

Die moderne Fischerei trägt auch einen wesentlichen Teil zur marinen Plastikverschmutzung bei. Schätzungsweise ein Zehntel des Mülls in den Meeren besteht aus Fischereigeräten. Verlorene und/oder unsachgemäss entsorgte Fischereigeräte wie Netze (sog. Geisternetze), Reusen und Leinen bestehen häufig aus Kunststoffen, die robust sind und Jahrhunderte in den Meeren überdauern und für unzählige Meerestiere tödliche Fallen darstellen sowie auch Bodenstrukturen wie Riffe schädigen können.

Fischzuchten

Die immense Nachfrage nach Fisch und anderen Meerestieren insbesondere in industrialisierten Ländern hat zu einer rasanten Entwicklung von Zuchtanlagen, sogenannten Aquakulturen, geführt. Heute produzieren marine Zuchtanlagen über 50 Millionen Tonnen Fisch.

Die Zuchtanlagen sind häufig so angelegt, dass sie beispielsweise als Netzgehege im Meer selbst verankert sind oder eine direkte Verbindung zum Meer aufweisen. Dadurch gelangen die Ausscheidungen der gezüchteten Meerestiere (oder gemästeten Tiere wie im Fall gewisser Thunfische), Krankheitserreger sowie die teilweise zugesetzten Antibiotika ins umliegende Meerwasser.
Gewisse Aquakulturen, beispielsweise Garnelenzuchten in tropischen Gegenden, werden entlang von Küsten gebaut. Dadurch werden grosse Teile der Küstenhabitate zerstört, zum Beispiel durch die Rodung von Mangrovenwäldern.

Die am meisten konsumierten Fisch- bzw. Meerestierarten sind karnivor (z.Bsp. Lachs, Garnelen, Thunfisch, Tintenfisch). Das an sie (aber auch an Schweine und Hühner) verfütterte Fischmehl stammt aus Wildbeständen. Rund ein Drittel des weltweiten Wildfischfangs wird zu Fischmehl verarbeitet. Ein Grossteil der Aquakulturen trägt deshalb zur Überfischung der Meere bei und reduziert diese nicht wie von vielen Menschen angenommen.

 

Auch Fische leiden

Seit geraumer Zeit kann wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass Fische aber auch Tintenfische intelligente und empfindungsfähige Wesen sind. Sie nehmen Stress und Schmerzen in hohem Masse wahr.

Nichtsdestotrotz werden sie sowohl beim Wildfang als auch in Zuchten hohem Leiden ausgesetzt. Beim Wildfang ersticken die Meerestiere qualvoll, werden erdrückt oder über Stunden an Haken mitgeschleift. Aquakulturen weisen oft eine zu hohe Besatzungsdichte auf und sind hinsichtlich der negativen Folgen für die Tiere mit Massentierhaltungssystemen an Land vergleichbar. Die Zuchtfische (aber auch Mastfische wie Thunfische) stehen unter chronischem Stress und damit besteht auch eine erhöhte Anfälligkeit für Erkrankungen. Der Lebensraum in vielen marinen Aquakulturen ist weder artgerecht noch können die Tiere ihre biologischen Bedürfnisse ausleben.

 

Geben wir den Meeren eine Pause

Eine nachhaltige Fischerei bedingt verbesserte gesetzliche Grundlagen und Kontrollen. Zusätzlich muss jedoch auch der Heisshunger nach Meerfischen und anderen Meerestieren wie Tintenfischen und Krustentieren in reicheren Ländern reduziert werden, denn es wird längst mehr konsumiert als die Meere hergeben und dabei gesund bleiben können. Das Leerfischen der Meere entzieht zudem Menschen in ärmeren Ländern die Nahrungsgrundlage und macht die Chancen von Küstenfischern, ein Existenz sicherndes Einkommen zu generieren, zunichte.

Gibst du den meeren eine pause?

Jeder und jede kann einen Beitrag zum gesunden Ökosystem Meer leisten. Verzichte auch du auf den Konsum von Fischen und anderen Meerestieren.

Gibst du den Meeren eine Pause?

Jeder und jede kann einen Beitrag zum gesunden Ökosystem Meer leisten. Verzichte auch du auf den Konsum von Fischen und anderen Meerestieren.

Gut zu wissen: Fischereimethoden

Schleppnetzfischerei

Sackförmige Netze, deren Öffnung der Grösse von bis zu 5 Fussballfeldern entspricht, werden über den Meeresboden geschleift (Grundschleppnetze) oder durch das Wasser gezogen (Mittelwasserschleppnetze). Der Vorgang dauert mehrere Stunden, wobei ganze Fischschulen verschlungen werden. Zielfischarten sind hauptsächlich Plattfische, Garnelen, Seelachs, Kabeljau, Makrelen und Sardinen. Da die Fangmethode jedoch äusserst unselektiv ist, sind die Beifangraten hoch. Zudem wird bei der Grundschleppnetzfischerei der Meeresboden umgepflügt und damit stark beschädigt oder sogar zerstört. Schleppnetzfischerei ist eine gängige Methode der Industriefischerei.

Langleinenfischerei

Bis zu 100 Kilometer lange Leinen mit Tausenden von Köderhaken an Seitenleinen aus Kunststoff werden an der Oberfläche oder am Meeresgrund ausgelegt beziehungsweise durchs Wasser gezogen. Zielfischarten sind unter anderem Thunfische und Schwertfische. Durch die Langleinen ertrinken jährlich mehrere Hunderttausend Seevögel, die den Ködern beim Auslegen nachtauchen und an den Haken hängenbleiben. Besonders betroffen sind Albatrosse, die vom Aussterben bedroht sind. Auch Haie und Meeresschildkröten sind durch die Langleinenfischerei stark bedroht. Die Fangmethode wird auch in der industriellen Hochseefischerei angewendet.

Kiemennetzfischerei

Viele Hundert Meter lange Netze werden am Grund oder im Mittelwasser für Stunden bis Tage als Stellnetze verankert. Teils treiben sie auch frei an der Oberfläche, obwohl dies vielerorts verboten wurde. Zielfischarten sind Thunfische, Schnapperfische und Barracudas. Die Tiere bleiben bei dem Versuch, durch die Maschen hindurchzuschwimmen, mit ihrem Kopf in diesen stecken. Da die Netze für Meerestiere kaum wahrnehmbar sind, verenden viele darin als Beifang.

Ringwadennetzfischerei

Die bis 1’000 Meter langen und mehrere Meter hohen Netze werden im Freiwasser kreisförmig ausgelegt und nach rund zwei Stunden mit der an der Unterleine befindlichen Schnürleine zugezogen, sodass die darin befindlichen Fischschwärme eingeschlossen sind. Zielfischarten sind Thunfische, Sardellen und Makrelen. Die Methode ist selektiver als andere, dennoch kann Beifang nicht ausgeschlossen werden.

Gut zu wissen: Fischereimethoden

schleppnetzfischerei

Sackförmige Netze, deren Öffnung der Grösse von bis zu 5 Fussballfeldern entspricht, werden über den Meeresboden geschleift (Grundschleppnetze) oder durch das Wasser gezogen (Mittelwasserschleppnetze). Der Vorgang dauert mehrere Stunden, wobei ganze Fischschulen verschlungen werden. Zielfischarten sind hauptsächlich Plattfische, Garnelen, Seelachs, Kabeljau, Makrelen und Sardinen. Da die Fangmethode jedoch äusserst unselektiv ist, sind die Beifangraten hoch. Zudem wird bei der Grundschleppnetzfischerei der Meeresboden umgepflügt und damit stark beschädigt oder sogar zerstört. Schleppnetzfischerei ist eine gängige Methode der Industriefischerei.

Langleinenfischerei

Bis zu 100 Kilometer lange Leinen mit Tausenden von Köderhaken an Seitenleinen aus Kunststoff werden an der Oberfläche oder am Meeresgrund ausgelegt beziehungsweise durchs Wasser gezogen. Zielfischarten sind unter anderem Thunfische und Schwertfische. Durch die Langleinen ertrinken jährlich mehrere Hunderttausend Seevögel, die den Ködern beim Auslegen nachtauchen und an den Haken hängenbleiben. Besonders betroffen sind Albatrosse, die vom Aussterben bedroht sind. Die Fangmethode wird insbesondere in der industriellen Hochseefischerei angewendet.

Kiemennetzfischerei

Viele Hundert Meter lange Netze werden am Grund oder im Mittelwasser für Stunden bis Tage als Stellnetze verankert. Teils treiben sie auch frei an der Oberfläche, obwohl dies vielerorts verboten wurde. Zielfischarten sind Thunfische, Schnapperfische und Barracudas. Die Tiere bleiben bei dem Versuch, durch die Maschen hindurchzuschwimmen, mit ihrem Kopf in diesen stecken. Da die Netze für Meerestiere kaum wahrnehmbar sind, verenden viele darin als Beifang.

Ringwadennetzfischerei

Die bis 1’000 Meter langen und mehrere Meter hohen Netze werden im Freiwasser kreisförmig ausgelegt und nach rund zwei Stunden mit der an der Unterleine befindlichen Schnürleine zugezogen, sodass die darin befindlichen Fischschwärme eingeschlossen sind. Zielfischarten sind Thunfische, Sardellen und Makrelen. Die Methode ist selektiver als andere, dennoch kann Beifang nicht ausgeschlossen werden.

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