Krillfischerei: ökologischer Kahlschlag in der Antarktis
Die Krill-Industrie erlebt einen wahren Boom. Der Fang der Leuchtgarnelen in antarktischen Gewässern hat seit 2003 enorm zugenommen und schadet dem fragilen Ökosystem. Weshalb sind die Krebstierchen so begehrt?
Krill ist eine Schlüsselart im Nahrungsnetz und für den Klimaschutz
Antarktische Krille sind kleine, beinahe durchsichtige Krebse, die eine Länge von bis zu 6 cm erreichen und in grossen Schwärmen vorkommen. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung und hohen Anzahl spielen sie eine zentrale Rolle im antarktischen Ökosystem. Viele Meereslebewesen wie Robben, Pinguine und Fische ernähren sich von ihnen. Blauwale sind sogar vollständig auf den antarktischen Krill angewiesen. Krill-Ausscheidungen sind nicht nur nährstoffreich, sondern sie beinhalten viel Kohlenstoff. Die Ausscheidungen sinken auf den Grund des Ozeans und damit trägt Krill zu einer klimarelevanten Kohlenstoffsenke bei. Damit ist er ein wesentlicher Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel. Doch statt die antarktischen Leuchtgarnelen zu schützen, werden sie immer häufiger befischt.

Wale und Pinguine sind Kollateralschäden der Krill-Fischerei
Um Krill zu fangen, ziehen Supertrawler ihre riesigen Schleppnetze durchs Freiwasser der Antarktis – oftmals orientieren sie sich dabei an Bartenwalen wie Finnwalen. Dort wo diese auftauchen, kann der Krill nicht weit sein. Dass sich bei diesem Vorgehen auch die majestätischen Meeressäuger in den Netzen verheddern können, wird in Kauf genommen. Und nicht nur Wale leiden unter der zunehmenden Plünderung in der Antarktis. Es gibt Hinweise darauf, dass gewisse Pinguinpopulationen abnehmen, weil neben ihrem Lebensraum nun auch ihre Nahrung verschwindet. Beide – Wale wie Pinguine – werden durch reduzierte Krillbestände in ihrer Fortpflanzungsfähigkeit eingeschränkt.
Nahrungsergänzungsmittel mit Krillöl: Unnötiges Luxusprodukt
Die Nachfrage nach Krill nimmt seit rund 20 Jahren rasant an Fahrt auf. Der Grund dafür: Er wird als Zutat für Tierfutter und zu Nahrungsergänzungsmitteln für Menschen verarbeitet.

Krill wird als Zutat in Tierfutter vor allem für fleischfressende Fische wie Lachse sowie für Hunde und Katzen verwendet. Während er bei Hunden und Katzen als Quelle für Omega-3-Fettsäuren dient, wird er in der Lachszucht hauptsächlich genutzt, um den Fischen ihre rosa Färbung zu verleihen. Wildlachse erhalten ihre natürliche rosa Farbe durch den Verzehr von antarktischem Krill, während Zuchtlachse ohne diese Zugabe grau bleiben würden.
Der Mensch ist auf Omega-3-Fettsäuren angewiesen, weshalb Krill vor allem zu Nahrungsergänzungsmitteln verarbeitet wird. Krillöl-Kapseln sind eine Alternative zu den bisher beliebten Fischöl-Kapseln. Beide enthalten Omega-3-Fettsäuren, die eine normale Gehirnfunktion, Sehkraft und Herzgesundheit unterstützen.
Der hohe Gehalt an Omega-3-Fettsäuren im antarktischen Krill stammt allerdings aus seiner Nahrung – den Meeresalgen, die reich an diesen Fettsäuren sind. Eine deutlich nachhaltigere und unproblematischere Alternative zu Fisch- und Krillöl ist daher Algenöl. Ein weiterer Vorteil: Algenöl wird im Handel meist deutlich günstiger verkauft als Krillöl-Produkte.
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