Weshalb stranden Wale?
Walstrandungen sind immer sehr emotionale Ereignisse. Wir Menschen hegen Sympathien für die sanften Giganten der Meere und sie leblos an Küsten und Stränden zu sehen, bewegt uns. Trotz Rettungsnetzwerken auf der ganzen Welt bedeutet eine Strandung oftmals den Tod für die Tiere durch Dehydrierung oder weil sie durch ihr Eigengewicht erdrückt werden. Doch weshalb kommt es überhaupt so weit?
Ursachen für Walstrandungen
Meldungen über Massen- oder Einzelstrandungen gewisser Waltierarten erreichen uns immer wieder. Massenstrandungen treten vor allem bei Zahnwalen auf, die in engen Sozialverbänden leben wie beispielsweise Pottwale oder Grindwale. Strandet ein Tier der Gruppe, kann es in der Folge zur Strandung der ganzen Walschule kommen. Bartenwale stranden indes weniger häufig und eher einzeln.
Die möglichen Gründe für Strandungen sind zahlreich. Sie können natürlichen Ursprungs sein oder als Ursache menschlicher Aktivitäten auftreten. Eine Ursache kann einzeln oder in Kombination mit anderen zu einer Walstrandung führen. Die genauen Gründe sind oft schwer zu bestimmen und erfordern eine sorgfältige Untersuchung der Umstände rund um jede Strandung und eine Nekropsie der gestrandeten Tiere.
Krankheiten und Parasiten
Wie beim Menschen können auch bei Walen bakterielle oder virale Infektionen auftreten, die sie schwächen. Kranke Tiere suchen teilweise Schutz in flachen Gewässern und können in der Folge an Land gespült werden. Auch kann ein Befall durch Parasiten das Ortungssystem der Wale beeinträchtigen und zu Strandungen führen.
Verletzungen durch Schiffskollisionen
Besonders in viel befahrenen Meeresgebieten wie dem Mittelmeer steigt das Risiko für Schiffskollisionen. Oftmals bemerken die Wale die schnellen Schiffe zu spät und sind nicht agil genug, um rechtzeitig ausweichen zu können. Kollisionen mit Frachtschiffen oder der Kontakt mit Schiffsschrauben sind leider oftmals tödlich, manchmal sofort, manchmal jedoch auch Stunden, Tage oder Wochen später nach qualvollem Leiden an den entstandenen Verletzungen.
Fischerei und Beifang
Die industrielle Befischung unserer Ozeane führt dazu, dass das Nahrungsangebot für grosse Meereslebewesen wie Wale immer knapper wird. Dazu trägt auch die Klimaveränderung bei. Die Tiere müssen neue Jagdgebiete erschliessen, was mit hoher körperlicher Anstrengung verbunden ist. Es kann deshalb vorkommen, dass ausgezehrte oder gar verhungerte Tiere an den Küsten stranden. Wale können aber auch als Beifang in den Fangnetzen landen oder sich in Geisternetzen verheddern. Wenn sie sich daraufhin stark geschwächt oder verletzt in Küstennähe aufhalten, können sie am Ufer angespült werden.
Plastikverschmutzung
Die zunehmende Verschmutzung der Meere durch Plastik geht auch an den grössten Tieren nicht spurlos vorbei. Manche verwechseln Plastikgegenstände mit Nahrung und verschlucken diese. Es kommt zu inneren Verletzungen oder auch zum Tod durch Verhungern mit eigentlich vollem Magen, da Plastik unverdaulich ist und den Verdauungstrakt verstopft.
Vergiftungen
Chemikalien und Gifte aus industriellen Aktivitäten gelangen regelmässig in die umliegenden Gewässer und in die Ozeane. Es kommt auch vor, dass Frachtschiffe giftige Substanzen verlieren oder dass Öltanker sinken und ihre Fracht sich als Ölteppich an der Wasseroberfläche ausbreitet. Der Anblick von vergifteten oder mit Öl bedeckten Meerestieren an Küsten ist leider keine Seltenheit.
Unterwasserlärm
Schiffe, Ölsondierungen, geologische Untersuchungen des Meeresuntergrundes und militärische Sonare verschmutzen die Ozeane mit Lärm. Die Schallwellen können Wale stark irritieren, da sie selber auch mittels Schall kommunizieren und sich orientieren. Unterwasserlärm ist eine relevante Ursache für Strandungen infolge von Desorientierung, Gehör- oder weiterer Gewebsschäden. Die atypische Massenstrandung von Walen ist eine besondere Form der Walstrandung, die nach erheblichem Lärmeinfluss durch Militärsonare auftritt und sehr häufig Cuvier-Schnabelwale betrifft. Dabei stranden verschiedene Tiere einer oder mehrerer Walarten in einer zeitlichen und örtlichen Streuung und nicht am selben Ort wie das bei sogenannt typischen Massenstrandungen auftritt.
Natürliche Anomalien im Magnetfeld der Erde
Das Erdmagnetfeld scheint bei gewissen Walarten wichtig für die Orientierung zu sein. Veränderungen oder Anomalien im Magnetfeld können dazu führen, dass Wale ihre Orientierung verlieren und in gefährlich flache Gewässer geraten, von wo sie keinen Ausweg mehr finden und in der Folge stranden.
Walstrandung am Zürichsee
Vom 19. bis 21. August 2024 bot sich am Zürcher Utoquai ein ungewöhnliches Bild: Ein gestrandeter Pottwal liegt am Seeufer. KYMA macht mit der Inszenierung darauf aufmerksam, dass Meeresschutz auch ein Binnenland wie die Schweiz betrifft.